GETEILTE STADT
Linz 1945–55
17. April bis 26. Oktober 2015
8. Mai 1945: der Krieg endet, die Zeit der Besatzungsmächte beginnt. Die Donau wird zur Demarkationslinie, die das Mühlviertel vom restlichen Land trennt und somit auch Linz in zwei Zonen teilt – in einen russischen Norden und einen amerikanischen Süden.
Woran erinnern sich jene, die damals in Linz gelebt haben? Fast jede/r ZeitzeugIn weiß von den alliierten Wachposten an der Brücke zu berichten. Von langwierigen Kontrollen der Russen und der Furcht der Amerikaner vor Ungeziefer, der sie mit DDT begegneten. Der legendäre Satz von Landeshauptmann Heinrich Gleißner: „Wir haben die längste Brücke der Welt. Sie beginnt in Washington und endet in Sibirien“, hat sich gleichfalls tief ins kollektive Gedächtnis gegraben.
Die Erzählungen über die ersten Besatzungsjahre drehen sich oft um die Versorgungslage. Unzureichende Lebensmittelkarten, kaum genießbare Schulausspeisungen und Transporte unterernährter Kinder in die Schweiz werden erwähnt, ebenso die aus verwurmten Erbsen bestehenden Lebensmittelspenden der Sowjets und die in einem scharfen Kontrast dazu stehenden üppig gefüllten CARE-Pakete aus Amerika. Den täglichen Kampf ums Überleben führen nicht nur UrfahranerInnen und LinzerInnen, sondern auch tausende HeimkehrerInnen, Displaced Persons und Flüchtlinge, die die Kapazität der ohnehin schon überfüllten Stadt zu sprengen drohen.
Unabhängig von der Besatzungszone gibt es eine starke Sehnsucht nach Ablenkung aus der Misere, sei es durch kulturelle oder sportliche Aktivitäten. Die Gründung der Neuen Galerie, der Bau des Sportstadions auf der Gugl und eine blühende Theaterszene sind Zeugnisse für eine langsame Rückkehr in die Normalität. 1947 wird in der Voest der erste Hochofen nach dem Krieg angeblasen, zwei Jahre später revolutioniert das LD-Verfahren die weltweite Stahlproduktion.
Nach und nach verschwinden Bezugsscheine für Lebensmittel und Textilien, die Geschäfte füllen sich wieder mit Waren. Der erste Selbstbedienungsladen Österreichs öff net nach amerikanischem Vorbild 1950 seine Pforten in Linz. Der Nachholbedarf ist nach der jahrelangen Rationierung gewaltig: Zunächst wird der Hunger nach lang entbehrten Lebensmitteln gestillt, dann folgt die Phase der Neueinkleidung, gegen Mitte der 1950er-Jahre richtet man sich die Wohnung neu ein. Wäre die Stadt nicht besetzt, könnte man recht zufrieden sein.
Als 1953 die Brückenkontrollen aufgehoben werden, feiert die ganze Stadt. Und als Bürgermeistersgattin Elmira Koref zu diesem Anlass mit Landeshauptmann Gleißner auf der Nibelungenbrücke Walzer tanzt, tanzt Linz gleichzeitig in das Konsumzeitalter hinein.
Das Stadtmuseum NORDICO hat für diese Ausstellung seine umfassende Fotosammlung durchforstet und präsentiert ein großes Konvolut daraus zum ersten Mal der Öffentlichkeit. Neben dem fotografischen Schwerpunkt sind zahlreiche originale Dokumente aus der damaligen Zeit zu sehen. Ergänzt wurden die Stücke aus den museumseigenen Beständen um großzügige Leihgaben aus öffentlichen Institutionen und von privaten LeihgeberInnen und ZeitzeugInnen. Wertvolle wie ebenso kuriose Gebrauchs- und Alltagsgegenstände sowie Relikte aus der militärischen Besatzungszeit ergänzen die historische Aufarbeitung der Besatzungszeit in Linz. In extra für die Ausstellung produzierten Videos kommen ZeitzeugInnen mit ihren persönlichen Geschichten der Linzer Nachkriegszeit zu Wort.
KuratorInnen: Klaudia Kreslehner, Georg Thiel
Ausstellungsarchitektur: any:time Architekten
Katalog
Begleitend zur Ausstellung erscheint das Buch Geteilte Stadt. Linz 1945–55 im Verlag Anton Pustet, Salzburg.
Mit Textbeiträgen von Arabelle Bernecker, Andrea Bina, Maria Jenner, Michael John, Klaudia Kreslehner, Herta Neiß und Georg Thiel.
Hardcover, 248 Seiten, durchgehend farbig bebildert, Preis: € 22
Buch online im NORDICO Shop bestellen
SeniorInnen
SeniorInnentag
Jeden Dienstag ab 15 Uhr Eintritt frei
Schule & Museum
CULTURE CONNECTED
Die NORDICO Kulturvermittlung führt in Kooperation mit KulturKontakt Austria gemeinsam mit der Otto-Glöckel-Schule das Projekt border crashers durch.
SCHÜLER/INNENFÜHRUNGEN
www.nordico.at/Schule-und-Museum
museumsPASS
ab Unterstufe
Mit diesem Pass zahlen SchülerInnen im Klassenverband im NORDICO, Schlossmuseum und in der Landesgalerie für die Führungen durch die jeweilige Ausstellung zum Zeitraum 1945–55 in der ersten Institution € 3, in der zweiten € 2 und in der dritten € 1 pro SchülerIn.
Hinweis
In der Landesgalerie Linz ist von 17. April bis 16. August 2015 die Ausstellung Aus der Sammlung: Bildende Kunst in Oberösterreich 1945–1955 zu sehen.
Im Schlossmuseum Linz wird noch bis 8. November 2015 die Schau Befreit und besetzt. Oberösterreich 1945–1955 präsentiert.
Veranstaltungen
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ERÖFFNUNG
Donnerstag, 16. April 2015, 19.30 Uhr
Mit Performance Die Brücke: Als 1953 die Brückenkontrollen aufgehoben wurden, feierte die ganze Stadt. Aus einem Walzer entsteht ein Swing. Linz tanzt in die swingenden Fifties hinein. Konzeptidee und Choreografie Harmen Tromp. Mit Christopher Haritzer (Klarinette), Astrid Wiesinger (Saxofon), Florian Sighartner (Geige), Beate Wiesinger (Kontrabass), Barbara Vuzem und Michael Gross (Tanz und Choreografie)
Die Band OldSchoolBasterds führt mit feinster 50er-Jahre Musik durch den Abend. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
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BESATZUNGSKINDER
Dienstag, 26. Mai, 18 Uhr
Buchpräsentation mit Barbara Stelzl-Marx (stv. Leiterin Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung) mit anschließender Diskussion
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DIE GRÜNDUNG DER NEUEN GALERIE
Donnerstag 9. Juli, 19 Uhr
Mit der Gründung der Neuen Galerie begann 1946 der künstlerische Aufschwung der Stadt Linz. Die ehrenamtliche Leitung übernahm der deutsche Kunsthändler Wolfgang Gurlitt, dessen teilweise aus dem Krieg geretteten Kunstbestände zunächst als Leihgaben am Hauptplatz zur Schau gestellt wurden. In ihrem Vortrag begibt sich Elisabeth Nowak-Thaller auf die Spuren des Museumsdirektors und Kunsthändlers, der sich in Deutschland für österreichische Kunst engagierte und der im Handel mit vom NS-Regime beschlagnahmter Kunst involviert war.
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WEISST DU NOCH?
Donnerstag, 10. September, 19 Uhr
ZeitzeugInnen sprechen mit dem Publikum über ihre Erinnerungen aus der Zeit der „geteilten“ Stadt.
Hier können Sie das Podiumsgespräch nachhören.
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STREIFZUG DURCH DIE NACHKRIEGSZEIT
Donnerstag, 24. September, 19 Uhr
Die KuratorInnen Klaudia Kreslehner und Georg Thiel lesen aus Briefen, Dokumenten und Literatur der 1940er- und 1950er-Jahre. In Akten oder Benimm-Büchern entdeckt, vermitteln die Texte ein Gespür für das Leben in dieser Zeit.
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LANGE NACHT DER MUSEEN
Samstag, 3. Oktober, 18 bis 1 Uhr
Details zum NORDICO Programm finden Sie hier.
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DAS CARE-PAKET. IKONE DER HUMANITÄREN HILFE
Donnerstag, 15. Oktober, 19 Uhr
Die Hilfsorganisation CARE unterstützt seit 1946 Menschen in Krisengebieten mit Paketen, gefüllt mit lebensnotwendigsten Dingen. CARE-MitarbeiterInnen kommen ebenso zu Wort wie ehemalige Paket-BezieherInnen aus Linz. Eine Führung durch die Ausstellung Geteilte Stadt, in der ein Original-CARE-Paket aus der Nachkriegszeit zu sehen ist, schließt den Abend ab.
Eintritt: freiwillige Spende für CARE Österreich
Anmeldung bei allen Veranstaltungen erbeten unter T 0732 7070 (Teleservice Center der Stadt Linz)
Eintritt frei
Führungen
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Dauer 1 Stunde, Führungskarte € 3 zzgl. Eintritt.
Keine Anmeldung erforderlich. Begrenzte TeilnehmerInnenzahl
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KURATOR/INNENFÜHRUNGEN
Donnerstag, 23. April, 18.30 Uhr
mit Klaudia Kreslehner
Samstag, 3. Oktober, 18 Uhr
mit Georg Thiel
Im Rahmen der Langen Nacht der Museen
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FÜHRUNGEN MIT KULTURVERMITTLER/IN
Kombinierte Führungen durch die Ausstellungen Geteilte Stadt und 100% Linz
Jeden Dienstag, 16 Uhr
Jeden Sonntag, 15 Uhr
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MIR ALLE SAN IN LINZ DAHAM
Tandemführungen durch die Ausstellungen Geteilte Stadt und 100% Linz mit einem Kulturvermittler und einer russischen Kulturlotsin von ibuk. Verein für interkulturelle Begegnung & Kulturvermittlung, Eintritt und Führung frei
Dienstag, 28. April, 16 Uhr
Sonntag, 17. Mai, 15 Uhr (Teilnahmekarte erforderlich, siehe LINZFEST)
Dienstag, 9. Juni, 16 Uhr
Sonntag, 5. Juli, 15 Uhr
Dienstag, 15. September, 16 Uhr
Sonntag, 11. Oktober, 15 Uhr
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FÜHRUNGEN FÜR GEHÖRLOSE
mit Gebärdensprachdolmetscherin. Eintritt und Führung für Gehörlose frei
Samstag. 2. Mai, 16 Uhr
Samstag, 6. Juni, 16 Uhr
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LINZFEST
Samstag, 16. Mai, 15 und 16 Uhr
Sonntag, 17. Mai, 15 Uhr
Gratis-Führungen durch die Ausstellung im Rahmen des LINZFESTs
Die erforderlichen Teilnahmekarten sind bis 15 Minuten vor Führungsbeginn an der
Museumskasse erhältlich. Ermäßigter Eintritt für alle: € 4,50
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FÜHRUNG AM SÜDBAHNHOFMARKT
Freitag, 29. Mai, 10 Uhr
mit Stadträtin Susanne Wegscheider
Dauer 2 Stunden, Treffpunkt: Ecke Eisenhandstraße / Krankenhausstraße
Anmeldung erbeten: T 0732 7070 (Teleservice Center der Stadt Linz)
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LINZ IN DEN 1950ER-JAHREN
Freitag, 12. Juni, 16 Uhr (zusätzlich mit Christoph Weidinger)
Freitag, 2. Oktober, 16 Uhr
Stadtführung: Linz in den 1950ern – Andrea Bina, Gabriele Kaiser begeben sich auf die architektonischen Spuren der Nachkriegszeit.
Dauer 2 Stunden, Treffpunkt: NORDICO Stadtmuseum. Anmeldung erbeten: T 0732 7070 (Teleservice Center der Stadt Linz)
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TAG DER SPRACHEN
Samstag, 26. September, 16 Uhr
Blitzlichtführung durch die Ausstellung auf Russisch (mit einer Kulturlotsin von ibuk. Verein für interkulturelle Begegnung & Kulturvermittlung)
Dauer 30 Min., Führungskarte € 2, Eintritt frei