Martinskirche, Kreuzritter und Flaschenbier
Linzer Archäologie aus 1200 Jahren
Spannende archäologische Fundstücke wurden bei den jüngsten Ausgrabungen und Bodenuntersuchungen im Linzer Stadtbereich zu Tage gebracht. Vom frühen Mittelalter bis über das Ende der Monarchie hinaus erstrecken sich die Zeugnisse, denen diese Ausstellung gewidmet ist.
Den zeitlichen Einstieg in die Ausstellung bilden bedeutende Gräberfunde aus dem 7. Jahrhundert aus Linz-St. Peter und ‑Zizlau. Die reichhaltigen Grabbeigaben wie Waffen oder seltener Schmuck zeugen vom Wohlstand der damaligen Bevölkerung, die durch die verkehrsgünstige Lage an Traun und Donau florierenden Salzhandel betreiben konnten. Einen weiteren Schwerpunkt bilden das Modell des Zentralbaus der bekannten Linzer Martinskirche und die Skizze für ein Rekonstruktionsmodell, das die gewaltigen Dimensionen der größeren Vorgängerkirche andeutet. Ein Animationsfilm der Linzer Künstlerin Edith Stauber über die Martinskirche schlägt eine Brücke in die heutige Zeit.
Bislang noch nicht gezeigte Schwerter aus der Karolinger- und Kreuzritterzeit und andere Alltagsgegenstände beleuchten das Mittelalter. Die hochmittelalterlichen Schwerter, die in der Donau und Traun gefunden wurden, sorgten in den letzten Jahren für beträchtliches Aufsehen in den Medien. Auf die Ergebnisse aktueller metallurgischer Analysen, die die hohe Qualität der damaligen Waffenschmiede bezeugen, wird ebenso eingegangen wie auf die noch nicht restlos entschlüsselten Inschriften.
Durch Rohkeramik mit Herstellermarke (Signatur) einer Linzer Töpferwerkstatt, die sich am Graben befand, ist die frühe Neuzeit vertreten. Weitere, teils recht ausgefallene Funde aus dem Umkreis des alten Rathauses ermöglichen Einblicke in die Zeit vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert.
Aus der Zeit um 1800 ist ein mächtiges, naturgetreues Grabenprofil des napoleonischen Schanzwerks (mit Kanonenstellung) zu sehen. Einige ausgewählte Waffen und Kriegsutensilien liegen aus dieser Zeit ebenfalls vor. Die Datierung der Kanonenstellung Napoleons sichern einige ebenfalls ausgestellte Münzen. Eine davon wurde erst im August 2015 auf der Keplerwiese gefunden und wird hier zum ersten Mal gezeigt.
Sachkultur bis etwa 1930 mit ausgegrabenen Haushaltswaren aller Art, Pfeifenköpfen und anderen kuriosen Alltagsgegenständen schließen die weite Zeitreise ab. Darunter auch zahlreiche Bierflaschen aus lokalen und regionalen Brauereien, die bis in das 20. Jahrhundert ihren eigenen Gerstensaft brauten. Gar manches Stück wird Schmunzeln hervorrufen …
Anhand von Foto- und Videomaterial wird den Besucher*innen ein Einblick in die alljährlich stattfindenden archäologischen Grabungen auf der Keplerwiese beim Linzer Schloss gegeben. Über 20 Jahre lang wurde dort und an anderen Orten vom Nordico Stadtmuseum in Kooperation mit der Universität Wien archäologische Forschung betrieben. Immer wieder kam dabei Überraschendes zu Tage.
Kuratoren: Erwin M. Ruprechtsberger und Otto H. Urban
Ausstellungsarchitektur: mia2/Gnigler/Wilhelm/Architektur, Mitarbeit: Nina Bammer